Geschichten über Kalbe Milde
 

 


 

 


 
Kurze Betrachtung zu den Flurnamen und Fluren in der Gemarkung Kalbe (Milde)

Die in den Flurkarten aufgeführten Namen wurden vor etwa 150 Jahren bei der Vermessung und Kartierung der Feldmark durch preußische Beamte eingetragen, auch bei der Neukartierung wurden diese alten überlieferten Namen beibehalten. Die Flurnamen deuten auf die Beschaffenheit, die Lage oder die Nutzung der jeweiligen Fläche hin. Deutsche und slawische Wortteile sind zum Teil in den Flurbezeichnungen enthalten und können Hinweise auf die frührere Besiedelung unserer Gegend geben. Die "Große Wiese " umfaßt eine Fläche von etwa 200 Hektar fruchtbaren Ackerlandes südöstlich von Kalbe. Die Fläche wird durch Gräben und Dränagen entwässert. sie liegt tiefer als das Flußbett der Milde und wurde vor der letzten großen Regulierung der Milde, die zu Beginn dieses Jahrhunderts vorgenommen wurde, oft überschwemmt. Wie der Name schon sagt., ist die Nutzung der "Großen Wiese " lange Zeit nur als Wiese oder Weide möglich gewesen.
In dieser Feldmark und den benachbarten "Zichtauer Hauichten" und der "Rehhorst" wurden im vorigen Jahrhundert und Anfang dieses Jahrhunderts viele Funde gemacht, die aus der mittleren und jüngeren Steinzeit stammen, z. B. Steinbeile, Meißel und Werkzeuge aus Feuerstein sowie Harpunen aus Elchknochen für den Fischfang. Die Kalbenser Julius Müller sen., Julius Müller jun.(siehe bekannte Persönlichkeiten) und Hans Lies haben sich bei der Suche, der Sicherung und Auswertung der Bodenfunde große Verdienste erworben. Die Bezeichnung "Torfwiese" und "Torfweg" erinnern an die Zeit des Torfstechens. Bis etwa 1930 wurde dort Torf gestochen und getrocknet, um den Torf als billiges Heizmaterial zu verwenden.
Die "Radewiese" streckt sich entlang der höher gelegenen Milde vom "Pappeldreieck" bis zur Gemarkung Engersen. Diese Grünlandfläche ist durch Roden der vorhandenen Gehölze nutzbar gemacht worden.
An der Chaussee nach Engersen trägt ein Flurstück die Bezeichnung "Nonnenwerder". Diese Ackerfläche erreicht an ihrer höchsten Stelle 38 Meter über dem Meeresspiegel und hat bereits vor der Eindämmung der Milde die umliegenden tieferen Flächen überragt. Ob hier ein Normenkloster gestanden hat oder ob diese Fläche durch ein Kloster bewirtschaftet wurde, ist urkundlich nicht überliefert.
Auf gleicher Höhe des "Nonnenwerders" liegt der "Bierkeller", der von der Brauerei Schultze-Kummert genutzt wurde.
Südlich des "Bierkellers" befindet sich eine Ackerfläche, der "Kleeberbleek ", auch hier wurden wie in den vorgenannten Flächen Bodenfunde aus der Steinzeit entdeckt.
Angrenzend an den "Kleeberbleek" hinter dem "Schanzgraben" in Richtung Engerser Gemarkung liegt eine Grünlandfläche. der "Jesau", hier in der Nähe soll das Dorf "Gesau" gestanden haben. das vor langer Zeit wüst wurde.
Das "Bürgerholz" umfaßt ein umfangreiches Grünlandgebiet in Moorartenkultur, das sind aufgeschüttete Dämme, an denen sich beiderseits Gräben befinden, um eine Entwässerung dieses tiefgelegenen Grünlandes zu ermöglichen. An diesen vielen kilometerlangen Gräben wuchsen überwiegend Erlen, Weiden, Pappeln, Birken, die den Weidetieren Schutz und Schatten spendeten. In den Wintermonaten wurde ein Teil der Büsche und Bäume abgeholzt und als Nutzholz oder Brennholz von den Bürgern unserer Stadt verwendet. Die vielen Gräben, die von der Milde bewässert wurden, waren bis etwa 1930 noch fischreich, so daß die Fischreiher ausreichend Nahrung hatten. Der letzte Fischotter wurde 1950 im "Langenwiesengraben" am"Alten Plansweg" gesehen.
Die "Eisdämme" sind eine Weidefläche mit Gräben, die jährlich ausgemäht und gereinigt wurden, um im Winter sauberes Eis für die Kalbenser Brauerei zu produzieren. Diese Eisstücke wurden zur Kühlung des Bieres benötigt. denn Kühlanlagen waren damals noch nicht vorhanden.(siehe Artikel Brauerei)
Ein Teil des "Hohen Feldes" ist der "Totenberg", der wegen seiner hohen Lage eine Begräbnisstätte sein könnte. Auch hier gab es steinzeitliche Funde z.B. Urnen. Ein tieferer Teil des "Hohen Feldes" wird als "Klutende" bezeichnet, hier ist der Boden fruchtbarer. die Bodenstruktur bindiger, bei der Bearbeitung entstanden oft Kluten.
Die "Schmale Märsche", die "Breite Märsche" und die "Kaveln" eine langgestreckte Niederung, waren vor der Eindämmung der Milde (alter Name Rodowe) im 13. Jahrhundert ein Teilflußbett der Milde, die damals ,an dieser Stelle Kalbe westlich umfloß.
In der "Nettelhorst" (Erhöhung mit Brennesseln) an der Gemarkungsgrenze Vahrholz sind die Reste einer alten Abdeckerei zu finden. Hier in der Nähe, wo der "Schanzgraben" in die Untermilde (alter Name Voßfleete) mündet soll eine Schanze zur Sicherung der Heerstraße bestanden haben, auch eine Wassermühle hatte hier ihren Standort.

Die als "Scharfrichterei" eingetragene Fläche befindet sich in der Vahrholzer Straße, damals außerhalb des Stadtgebietes gelegen. Die sogenannten unehrlichen Handwerke wurden außerhalb der Ortschaften angesiedelt.
Rechts der Bühner Chaussee hinter der "Untermilde" oder "Voßfleete" liegen die "Voßdammwiesen" (ehemaliger Knüppeldamm zur Heerstraße), an der Abzweigung nach Vahrholz der "Köppenberg", dahinter die "Galgenstücke" und der "Galgenberg". Jahrhunderte wurden an dieser Stelle Hinrichtungen für die zum Tode Verurteilten aus Kalbe und den umliegenden Dörfern durchgeführt, die letzte Hinrichtung eines Raubmörders soll 1786 stattgefunden haben.
Vor der "Untermilde", in der "Maienwiese" hat man mehrere Schmuckstücke aus der Bronzezeit gefunden.
Auf dem "Mühlenfeld" stand eine Windmühle, die im Jahre 1923 abgerissen wurde, der Straßenname erinnert noch an diese Mühle.
Die "Salzwiese" neben dem Bahnhof hat ihren Namen von den Salzablagerungen, die aber nur in geringer Stärke nachgewiesen wurden, auch einige Kohlevorkommen wurden hier festgestellt.
Der "Petersberg" ist mit 45 Metern die höchste Erhebung in der Gemarkung Kalbe, hier wurde die Peterskapelle errichtet, von der man 1779 noch Reste fand. Bei der Ausschachtung der Fundamente des Wasserturmes hat man Bodenfunde gemacht. die auf eine christliche Bestattung hinweisen.
Der "Berggarten", ist eine Fläche vor dem Friedhofspark.
Das "Laurentiuskloster" wurde im Jahre 983 von den Slawen zerstört, es soll zwischen Bahnhof/Thälmannstr./Stendalerstr. und Gartenstr. auf dem Gelände des sogenannten "Lorenz-Kirchhofes" gestanden haben.
Die Kapelle zum "Heiligen Kreuz" stand auf dem Burggelände. Überreste der Mauern sind noch vorhanden, an diese Kapelle erinnern die "Kreuzwiesen", ein ausgedehnter Wiesenstreifen hinter dem "Königsgraben" und die "Kreuzbreite".
Die "UIhlenburg"(Lageplan bei den Artikeln zur Burg) an der Neuendorfer Chaussee soll zum Außenring der Burg Kalbe gehört haben. Die Eulen sind auch heute noch ständige Bewohner unseres Burgturmes.
Hinter dem "Pastorgarten", südöstlichder Stadt, wird eine etwa 10 Hektar große Fläche der "Schützenplatz" genannt. Hier wurden die ersten Schützenfeste durchgeführt, die Fläche gehörte damals noch zum Schildtschen Gut (später von Goßler).
Die "Grashofdämme" uwischen der "Großen Milde" und dem "Weißen Wall"(Kastanienallee) wurden durch den Bau der Badeanstalt und später durch die Errichtung der Sportanlage aufgefüllt.
In den "langen Wiesengärten" oder "Hopfendämmen" neben der "Kleinen Milde" und dem "Roten Wall" (Rotdornbäume) findet man heute noch Hopfenpflanzen.
Die Dörfer in den Niederungen des Kalbeschen Werders und Kalbe waren vom 16. Jahrhundert bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts berühmt durch ihren Hopfenanbau und Hopfenexport. Der Hopfenanbau war sehr handarbeitsintensiv, insbesondere die Trocknung erforderte viel Sorgfalt, um hohe Qualitäten zu erreichen, brachte dann aber gute Einnahmen.


Bernhard Schulze

 
 
 
 
 
   
  
 

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