Geschichten über Kalbe Milde
 

 



 

 

 
Die Gottesdienstordnung vom 21. 09. 1507

Am Ausgang des Mittelalters gab es in Kalbe 1 Kirche und 4 Kapellen, in denen regelmäßig oder an bestimmten Tagen Gottesdienst gehalten wurde. Das waren: die St. Nikolai-Kirche, die Kapelle auf der Burg "zum heiligen Kreuz", die Kapelle "unserer lieben Frauen", die an die Südseite der Kirche angebaut war, die St. Peters-Kapelle auf dem Petersberg und die St. Laurentius-Kapelle vor der Stadt. Dazu gehörten noch die Kirche in Wernstedt, in die auch die Faulenhorster Bauern gehen sollten und die Kapelle in Vahrholz. In der St. Nikolai-Kirche wurde Mette (Frühgottesdienst) und Hohemesse gehalten an jedem Sonntag, an allen großen Festen, Aposteltagen und Apostelfesten, außer am 22.2. (Cahtedra Petri), 30.6. Commemorationis Pauli), Stg. nach dem 2.7. (Visitationis Mariä), am 1.8. (Vincula Petri), den 10.8. Laurentiustag). Jeweils am Abend vorher wurde die Vesper gehalten. In der Kapelle "zum heiligen Kreuz" auf der Burg wurde Vesper und Messe gehalten an allen Sonntagen und Heiligentagen. Pfarrer, Organist und Küster sollten, wenn sie in der Burgkapelle die Messe hielten, von denen von Alvensleben eine Mahlzeit bekommen.

In der St. Peters-Kapelle wurde jährlich dreimal die Messe gehalten am 22.2.(Cathedra Petri), am 30.6. (Commemorationis Pauli) und am 1.8. (Vincula Petri).

In der Kapelle "unserer lieben Frauen" (marienkapelle) wurde jährlich zweimal die Messe gehalten am 3.5. Kreuztag inventienis) mit der Wasserweihe und am 2.7. (Visitationis Mariä). In der Laurentius Kapelle wurde im Jahr einmal die Messe gehalten, nämlich am Laurentiustage, dem 10.8.

In Wernstedt und Vahrholz wurde alle 14 Tage Messe gehalten. Verantwortlich für die Einhaltung der Gottesdienstordnung war der Pfarrer, zu dessen Hilfe noch 1"namhafftiger Prester" (also ein ausgebildetet Priester und 1 "clerick, de im Jahre Prester werden kann" (also ein Vikar) in Kalbe wohnen sollen.

Die von Alvensleben hielten sich zeitweise einen Terminarius aus dem Franziskanerkloster in Salzwedel, der "von alters her in der Pfarrkirche" gepredigt hat. Ein Terminarius war ein Mönch, der in einem bestimmten Bezirk Almosen erbetteln durfte, denn die Franziskaner lebten ja von Betteln.

Aus der Gottesdienstordnung ersehen wir, dass es in der St. Nikolai-Kirche und in der Burgkapelle um diese Zeit (1507) Orgeln gegeben hat. Schon längere Zeit gab es in Kalbe eine Schule. Über Unterrichtsinhalte und -methoden erfahren wir leider nichts. Die Schüler wurden u.a. mit Messesingen beschäftigt, was wohl auch geringe Lateinkenntnisse voraussetzte. Der Schulmeister wurde vom Pfarrer berufen. Täglich konnte sich der Schulmeister ein "Stübchen" (Kanne) Bier von der Burg durch einen Schüler holen lassen und der Pfarrer musste zu seinem Lebensunterhalt beitragen. Jährlich sollte einmal von den Kasten-Vorstehern über Einnahmen und Ausgaben vor dem Pfarrer und dem Rat der Stadt Rechenschaft gelegt werden. Sollte der Pfarrer seine Pflichten versäumen, so wird die ihm zustehende Pacht einbehalten und der Probst zu Salzwedel soll die Angelegenheit untersuchen. Kommen Pflichtversäumnisse bei den Vikaren, beim Organisten oder beim Küster vor, so hat der Pfarrer darüber zu befinden.

Leider sind uns Namen von Schulmeistern, Organisten und Küstern aus dieser Zeit nicht überliefert.

Von Pfarrern und Priestern im Mittelalter sind folgende bekannt:

1340 Hinricus Plebanus (Pfarrer) in Calvia, war vorher mehrere Jahre Probst im Kloster Neuendorf

1378 Kersten (oder Christian), wird als Zeuge bei einem Kaufvertrag genannt

1458 Johann Molve Pfarrer in Kalbe Johann Boße Vikar Berendus Vikar

1505- Matthäus Vicke Pfarrer in Kalbe, von 1515-1542 ist er Probst

1515 in Arendsee und ist im Frühjahr 1542 gestorben. Er wird im Visitationsbericht von 1541 erwähnt

1513 Jürgen Berten (oder Werten) Priester Tile Woltmann Priester

1515 Jürgen Berten wohl nach dem Weggang von Matthäus Vicken scheint er nun der Pfarrer zu sein, Johann Custodis Priester, Heinrich Obershausen Priester

um 1540 Stephan Ruloff der die Reformation in Kalbe erlebt hat. Er muss bald nach 1542 verstorben sein.

Zwei Männer, die aus Kalbe stammten, haben am Ausgang des Mittelalters größere Bedeutung erlangt:

Busso VIII, von Alvensleben, Bischof in Havelberg 1487 - 1493.

Er war der 4. Sohn Ludolfs IV, von Alvensleben und wahrscheinlich in Kalbe geboren, widmete sich den Wissenschaften und studierte mehrere Jahre in Italien die Rechte. Über sein Wirken in Havelberg ist wenig bekannt geworden. Er starb in der Nacht vom 12. zum 13. Oktober 1493 und wurde im Havelberger Dom begraben.

Busso X, von Alvensleben, Bischof von Havelberg 1522 - 1548

Geboren 1468 in Kalbe (wahrscheinlich) als 3. Sohn des Gebhard XVI. v. Alvensleben, war er ein jüngerer Vetter des eben genannten Bischofs von Havelberg. Studiert hat er in Leipzig und in Italien und wurde 1494 zum Doktor beider Rechte promoviert. Um 1508 wurde er Domherr in Magdeburg und bald danach nahm er an wichtigen Gesandtschaften im Auftrag des Kurfürsten Joachim I. teil. 1513 und 1514 nahm er als Vertreter des Kurfürsten am Laterankonzil in Rom teil. Er wurde mit wichtigen Ämtern ausgestattet: 1514 Probst in Salzwedel, 1515- 1524 Domprobst zu Brandenburg, 1513 - 1523 Probst am St. Nikolai zu Stendal um 1520 Verwalter des Erzbistums Magdeburg für den abwesenden Kardinal Albrecht, um dieselbe Zeit Coadjutor für Hieronymus Scultatus in Havelberg und nach dessen Tode 1522 Bischof von Havelberg. Als ein eifriger Verfechter der römischen Kirche (Romanae ecclasiae propugnator aorrismus) ist er ein entschiedener Gegner Luthers gewesen und auch bis zu seinem Tode 1548 geblieben. Das wird ihn am ehesten seinem Landesherrn, dem Kurfürsten Joachim I. empfohlen haben, der ebenfalls die lutherische Reformation bekämpfte. Als die Söhne Joachims I, Kurfürst Joachim II. und Hans von Küstrin 1539 in Brandenburg die Reformation einführten, blieb das Domstift Havelberg katholisch. Bischof Busso von Havelberg verfügte bis zu seinem Tode überein Wohnhaus auf der Burg Kalbe. Er hat ganz sicher in seinem Sinne auf die kirchlichen Verhältnisse in Kalbe eingewirkt und reformatorische Bestrebungen überhaupt nicht aufkommen lassen. Das lässt sich schließen aus dem Prozeß gegen den v. alvenslebischen Schreiber Nicolaus Hesse, der 1531 in Kalbe gefangen gesetzt wurde, "weil er der martinischen secten und lehre anhengig geworden." Als 1539 die kurfürstliche Entscheidung für die Reformation Martin Luthers gefallen war, wurde sie auch in Kalbe durchgeführt. Der Bischof blieb auf sein Havelberger Domstift beschränkt, ist am 4. Mai 1548 in seiner Residenz Wittstock gestorben und auch begraben.

Nach Einführung der Reformation im Kurfürstentum Brandenburg ließ der Kurfürst baldmöglichst eine Kirchenvisitation durchführen, die der Kanzler Johann Weinlöben leitete. Es ging vor allem darum, das Kirchenvermögen festzuschreiben und die kirchlichen Verhältnisse zu ordnen. In der Altmark ist diese erste Kirchenvisitation zwischen Nov. 1540 und Okt. 1542 durchgeführt worden. Kalbe wurde im August 1541 visitiert und es wurde darüber ein sog. "Abschied" verfasst.


Quellen im Inhaltsverzeichnis
.....aus einer Schrift zu 1.000 Jahre Kalbe(M) von Pfarrer S. Schneider
.....ergänzt von H. Krüger

 
 
 
 
 
   
  
 

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